»Ich kann es nicht glauben. Ich will es nicht glauben. Dreißig Jahre kein Wort, keine Ahnung, wie es dir geht. Ob ich Enkelkinder habe. Dreißig lange Jahre. Trotzdem habe ich dich jeden einzelnen Tag davon über alles geliebt. Jede Minute habe ich an dich gedacht, die Hoffnung niemals aufgegeben.«
Rooney seufzte und ging zu Timothy, um dessen Taschen zu durchforsten. Er fand den Käfigschlüssel, öffnete die Stahlgittertür und zielte auf Elizas Kopf.
»Wie oft habe ich unser Wiedersehen in Gedanken durchgespielt? Wie oft? Aber niemals hätte ich mir das hier träumen lassen.«
Er drückte ab. Nichts.
»Scheiße, verdammte!«
Den Inhalt seiner letzten Patrone hatte er in Timothys Brust entleert. Der Alte drehte die Flinte und schlug mit dem Kolben auf Elizas Kopf ein. Einmal, zweimal, immer schneller und fester, bis die Schädeldecke nachgab und aufbrach wie eine Piñata, die keine Süßigkeiten spendete, sondern vereiterte Hirnmasse und stinkendes Blut, das sich, begleitet vom rhythmischen Klang berstender Knochen, auf Rooneys Kleidung, Gesicht und im übrigen Raum verteilte. Der Kolben durchbrach die Höhlen der Augen, bahnte sich Wege durch schmatzendes Fleisch, trieb Nasen- und Jochbein in Richtung des Nackens, bis ein letzter Schwung einzelne Zähne durch die Luft wirbelte. Rooney keuchte vor Anstrengung, zog den Stuhl aus dem Käfig und hievte den Rest seiner Tochter auf die Couch, um ihn respektvoll mit einer Decke zu verhüllen. Im Anschluss wandte er sich Timothy zu, schleifte ihn in den Käfig und riegelte ab.
»Ich hätte gerne zugesehen, wie du wieder aufwachst, du mieser Wichser, aber ich ertrage es hier nicht länger.«
Rooneys Hand zitterte unkontrolliert, als er in seine Jackeninnentasche zu seinem Flachmann mit dem Selbstgebrannten griff. Ein Schütteln offenbarte sogleich die Misere.
»Das darf doch nicht wahr sein. Kleiner? Wir brauchen Munition. Und Schnaps«