Reyk Jorden Sinnfinsternis 2Diener des ChaosREDRUM Books2020
Inhalt
Die Apokalypse schreitet rasend schnell voran: Es zuckt, schwelt und brodelt im Zombieland. Nach den erschreckenden Ereignissen in Georgetown erwacht Trent im Temple of Boyd, dem Hauptquartier einer Widerstandsgruppe, der sich Clara mit voller Überzeugung angeschlossen hat. Während Trent versucht, die Ziele dieser ominösen Organisation zu durchleuchten, lüften Forscher rund um den wissenschaftlichen Leiter Reuter ein Geheimnis, das den skrupellosen Kommandanten Gleeves zum Handeln zwingt.
Diener des Chaos spinnt das Netz aus Sinnfinsternis: Georgetown weiter und bietet, neben eindrücklicher Grausamkeit in ungeheurer Sprachgewalt, ein wahres Kaleidoskop an Absurditäten.

Infos & Bezugsquellen
Sinnfinsternis 2 – Diener des Chaos
von Reyk Jorden
Taschenbuch
228 Seiten
ISBN: 978-3959577427
Redrum Books Berlin
Preis: 14,99 €
Sinnfinsternis 2 – Diener des Chaos
von Reyk Jorden
eBook
Kindle, ca. 7,3 MB
Preis: 4,99 €
KindleUnlimited: 0,00 €
Leseproben
Romero, der Prophet
Als die Schreckensmeldungen aus sämtlichen Teilen der Welt nach Georgetown schwappten, teilte der Bürgermeister die Stadt umgehend in Abschnitte auf und evakuierte gefährdete Sektoren, zum Beispiel den mit dem Friedhof. Tatsächlich organisierte Franklyn, Ex-Marine, passionierter Jäger und Vorsitzender des städtischen Seniorenheims, eine Bürgerwehr, die ordentlich aufräumte und die A-Sektoren sicherte. Wie in einem Rausch zerlegte die alte Garde Horden von ehemaligen Frauen, Kindern, Verwandten, Bekannten, alles, was sich unter dem schlurfenden Gesocks befand. Franklyn schwafelte ständig von Romero, den er nicht als Regisseur betrachtete, sondern als Prophet, der das Unheil vorausahnte. Im Anschluss an das Friedhofsmassaker schrieb ich einen Bericht über die Schlachtercrew. Franklyn bat mich, ihn wörtlich zu zitieren: »Night of the Living Dead war keine sozialkritische Allegorie, sondern eine filmische Prophezeiung. Hat man das verinnerlicht, lässt sich Romeros Werk als Lösung unserer gegenwärtigen Probleme lesen.« Franklyn lehnte beim Sprechen lässig auf seiner Flinte und kratzte mit einem Messer über sein blutverschmiertes Kinn. Unter innerlichem Gelächter notierte ich seine Worte und versprach ihm sein gewünschtes Zitat. Ich schrieb es, aber gelesen hatte es bestimmt keiner, obwohl, Steinbeck vielleicht.
Blutsverwandtschaft
»Ich kann es nicht glauben. Ich will es nicht glauben. Dreißig Jahre kein Wort, keine Ahnung, wie es dir geht. Ob ich Enkelkinder habe. Dreißig lange Jahre. Trotzdem habe ich dich jeden einzelnen Tag davon über alles geliebt. Jede Minute habe ich an dich gedacht, die Hoffnung niemals aufgegeben.«
Rooney seufzte und ging zu Timothy, um dessen Taschen zu durchforsten. Er fand den Käfigschlüssel, öffnete die Stahlgittertür und zielte auf Elizas Kopf.
»Wie oft habe ich unser Wiedersehen in Gedanken durchgespielt? Wie oft? Aber niemals hätte ich mir das hier träumen lassen.«
Er drückte ab. Nichts.
»Scheiße, verdammte!«
Den Inhalt seiner letzten Patrone hatte er in Timothys Brust entleert. Der Alte drehte die Flinte und schlug mit dem Kolben auf Elizas Kopf ein. Einmal, zweimal, immer schneller und fester, bis die Schädeldecke nachgab und aufbrach wie eine Piñata, die keine Süßigkeiten spendete, sondern vereiterte Hirnmasse und stinkendes Blut, das sich, begleitet vom rhythmischen Klang berstender Knochen, auf Rooneys Kleidung, Gesicht und im übrigen Raum verteilte. Der Kolben durchbrach die Höhlen der Augen, bahnte sich Wege durch schmatzendes Fleisch, trieb Nasen- und Jochbein in Richtung des Nackens, bis ein letzter Schwung einzelne Zähne durch die Luft wirbelte. Rooney keuchte vor Anstrengung, zog den Stuhl aus dem Käfig und hievte den Rest seiner Tochter auf die Couch, um ihn respektvoll mit einer Decke zu verhüllen. Im Anschluss wandte er sich Timothy zu, schleifte ihn in den Käfig und riegelte ab.
»Ich hätte gerne zugesehen, wie du wieder aufwachst, du mieser Wichser, aber ich ertrage es hier nicht länger.«
Rooneys Hand zitterte unkontrolliert, als er in seine Jackeninnentasche zu seinem Flachmann mit dem Selbstgebrannten griff. Ein Schütteln offenbarte sogleich die Misere.
»Das darf doch nicht wahr sein. Kleiner? Wir brauchen Munition. Und Schnaps«